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Wahlkampfhilfe – Als Ein-Frau-Berlin-Squad in Kiel

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In Schleswig-Holstein wird bald gewählt. Ich hatte das Gefühl, dass es – besonders aus Berliner Sicht – total angebracht ist, dort zu helfen. Nach einem Bekenntnis zum Support in einem online-Formular bekam ich einen Anruf aus der Kieler Landesgeschäftsstelle der Piratenpartei.
 
Nach typisch-piratigem Mini-Chaos (Gibt es bereits Berliner Piraten, denen man sich fahrtmäßig anschließen kann? Was gibt es zu tun, wenn ich da bin?) fuhr ich Donnerstags nach Kiel und schaute mir erstmal den Stammtisch an. Der wurde von Uli und Torge (Kandidaten 3 und 1 der Landesliste) moderiert und versuchte, die Fragen der zahlreichen Neupiraten und anderen Interessierten geordnet zu beantworten. In einem Nebengelass beugten sich viele andere über Listen und Karten, um das Plakatehängen zu organisieren. Dort wurde auch ich in ein Team eingeteilt.
 
Der folgende Tag begann mit einem guten Kaffee meines Gastgebers Roman und einem Besuch in der Landesgeschäftsstelle. Frank hatte mich bereits am Telefon ganz herzlich dorthin eingeladen, „Reisebüroleiter“ Daniel hatte ich schon am Vorabend kennen gelernt und diverse andere waren ebenfalls da, darunter Patrick, der in seiner Mittagspause (von einem richtigen Job) Dinge erledigte. Zwischendurch kamen mehrere interessierte Bürger rein und fragten nach Wahlprogrammen. Die gibt’s dort nämlich gedruckt. Mitgliedsanträge flattern übrigens rund zehn am Tag rein, konnte ich erfahren.

Dann machten wir uns zu dritt auf nach Eckernförde, um nach dem Dechiffrieren der Vorschriften die Plakate aufzuhängen. Dazu muss man wissen, dass es sich um eine echte Herausforderung handelt: Über 1000 Gemeinden in SH haben ebenso viele verschiedene Verordnungen, was erlaubt und was verboten ist. Laternen ja/nein, Bäume ja/nein, Bodenberührung darf nicht/kann/muss, nur bestimmte Straßen oder Straßenabschnitte erlaubt, durch eine bestimmte Primzahl teilbare Anzahl von Plakaten nur in ungeraden Straßen…. Mit Roman und Stefan haben wir das hoffentlich einigermaßen befolgt und den netten kleinen Ort mit fantasievollen Piraten-Plakaten verschönert, wenn möglich inhaltsbezogen: Nahe einer Bushaltestelle die Forderung nach fahrscheinlosem Nahverkehr, nahe dem Bildungszentrum die freien Lehrmittel, und über dem SPD-Kandidaten Torsten Albig unser „Trau keinem Plakat“.
 
Durch das Anreisen einer weiteren Helfergruppe war mein Einsatz bei den Plakaten am Samstag nicht mehr so gefragt, was zu einer sehr nützlichen Abordnung an andere Orte und sehr zeitigem Aufstehen führte: Wolfgang Dudda (im T-Shirt „Piraten gegen Rechtsextremismus“ und Platz 2 der Liste) holte mich kurz vor acht ab und wir fuhren nach Lübeck, wo Nazis eine Demo angemeldet hatten. Ähnlich wie in Dresden sollte „getrauert“ und der Opfer der Bombardierung von Lübeck 1945 durch die Alliierten gedacht werden. Erstmalig waren bei der Gegendemo die bürgerlichen Parteien vertreten, neben Ministerpräsident Carstensen einige andere prominente Gesichter – in der Regel nur so lange, wie die Presse Objektive und Mikrofone auf sie richtete. Wir trafen mit unseren zwei Fahnen auf weitere befahnte Piraten, Angelika (Listenplatz 6), Sven und Torge, und Andreas Baum aus Berlin stieß auch noch zu uns. Die Zahl der Nazis stieg von zunächst 20 auf später 120, die sich auf den vom Gericht zugestandenen 250m einer Straße bewegten und ordentlich niedergepfiffen wurden. Außerdem gab es Musik und die Kapelle von Storch Heinar, alles in allem ein spaßiger und wirksamer Protest – nur die Reden von SPD- und Linken-Politikern hätte es nicht gebraucht, das macht sich im Wahlkampf schlicht nicht so ehrlich.
 
Da die Nazis den kleinen Ort Plön in der Nähe als weiteren Ort der Pseudo-Trauer erkoren hatten, fuhren wir fix dort auch noch vorbei, durften von oben auf 25 Nasen mit einem Transparent gucken und sie nochmal niederpfeifen.

 

Fazit meines Ausflugs nach Kiel: Ich habe in kürzester Zeit einen ganzen Haufen der engagierten und agilen schleswig-holsteiner Piraten kennen gelernt, ich hab von Allen viele Geschichten und Erfahrungen gehört: Wolfgang ehemals im Bundesvorsitzend und Antifa-Aktiver, Roman als Koch in dem Kulturzentrum, in dem der Piraten-Stammtisch stattfindet und im Team Veranstaltungen, Uli, der sich beruflich mit Datenschutz beschäftigt, Frank, für Geschäftstelle und Presse im Einsatz, Heiko (Platz 10), der sich in der Verwaltungs-, Verordnungs- und Bürokratiehölle auskennt… Ich weiß natürlich: Listenplätze sind kein Indikator für mehr Einsatz oder Engagement, aber doch ein Anhaltspunkt für die aktuelle Eingebundenheit, daher hab ich sie genannt.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich als Wahlkampfhilfe in andere Bundesländer zu begeben (Übernachtung wird organisiert und Reisekosten werden übernommen)! Man macht sich nützlich und bekommt 100% Real Life, Gesichter zu Twitter-Nicks, viele Infos und Diskussionen – und in meinem Fall das Glück, bei zauberhaftem Wetter durch die Landschaft gefahren zu werden, inclusive Nord-Ostsee-Kanal, Holsteinische Schweiz und Landtagsgebäude direkt am Wasser!

 

In der Woche nach Ostern werde ich mit dem Pankower Kollegen Jan Schrecker noch einmal hinfahren…
Und auf den “Ein-Frau-Berlin-Squad” hat übrigens der Frank das Copydings.


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